Hamburg-Marathon – Déjà-vu mit neuer persönlicher Bestzeit…

3:15:49 beim Hamburg Marathon 2011
3:15:49 beim Hamburg Marathon 2011 (10 Fotos)

Nach langem Überlegen und Hin und Her entschied ich mich kurzfristig doch noch für den Hamburg-Marathon. Nicht, dass ich die Zeit nach dem Hermann für ausgedehntes Training genutzt hätte, aber ich merkte einfach, dass ich Lust auf einen Marathon hatte. Zumal in diesem Jahr die einmalige Chance bestand, Hermann und Hamburg im selben Jahr zu laufen – wegen Ostern wurden beide Läufe günstig verlegt, normalerweise sind sie ja immer am letzten Aprilwochenende. Alternativ lag an diesem Wochenende in diesem Jahr auch noch der Rennsteiglauf, aber die fehlenden Trainingskilometer ließen mich zumindest in dieser Richtung ein wenig vernünftig werden. 😉

Immerhin: Nach dem Hermann machte ich noch einen langen Lauf mit 29km, und in zwei aufeinanderfolgenden Wochen lief ich sogar jeweils drei Mal. Diese Tests waren zwar nur bedingt erfolgreich (die Schienbeinschmerzen kamen nach dem zweiten Dreier massiv zurück), aber nun war ich angemeldet und wollte mitmachen.

Zu viert fuhren wir aus Bielefeld in einem sehr netten Grüppchen von Triathleten am Samstag los gen Hamburg. Bei der Startkartenausgabe war zudem noch ein kleinen Treffen mit dem Twitterlauftreff, der sich ja beim Frankfurt-Marathon zum ersten Mal real begegnete. In Hamburg waren wir immerhin auch sechs Leute.
Sonntag um 9:00 Uhr war dann Start. Das Wetter war ganz hermannslauftypisch top – um die 25° mit zwar Respekt einflößendem Wind, den man aber zwischen den Häusern fast nie merkte.

Wie schon beim Hermann hatte ich etwas Angst vor der zweiten Hälfte und insbesondere vor den letzten zehn Kilometern, da mir ja abgesehen von dem einen 29er und natürlich dem Hermannslauf in diesem Jahr jegliche Erfahrung  für lange Läufe fehlte. Die Zeit konnte ich entsprechend auch nicht einschätzen. Ich wollte zwar nicht über 3:30 brauchen und hoffte, dass es vielleicht ein wenig schneller ginge, nahm mir aber nicht wirklich eine Zielzeit vor. Und nach den Hermannslauferfahrungen wollte ich mich natürlich auch nicht gegen eine neue Bestzeit wehren, hielt sie aber dennoch nicht für realistisch, zumal mir in Frankfurt ja ein phantastisch konstanter Lauf gelang. Meine Taktik lautete also wie beim Hermann: kontrolliertes Tempo mit Blick auf die Pulsuhr, 162 wollte ich nach Möglichkeit nicht überschreiten.

Beim Startschuss fand ich mich dann unversehens in einem Grüppchen um den3:15-Zielzeitenläufer. Dieser ging aber mit je 4’25″/4’30“ die ersten Kilometer an, was definitiv zu schnell für die von ihm kommunizierte 3:15h war, und da auch mein Puls zu hoch war, ließ ich die Gruppe ziehen. Ich fand mein Tempo aber dennoch bei einem 4:35er Schnitt und gleichmäßigem Puls, was mich die ersten 10km schon wieder in 45:20 absolvieren ließ – eine gute Minute schneller als in Frankfurt! Die Stimmung war großartig und es lief sich recht locker. Auch meine Schienbeine merkte ich eigentlich nur auf den ersten paar Kilometern (und das auch nicht dramatisch). Stimmungshighlight war dann an den Landungsbrücken bei Kilometer zwölf, wo enorm viele Zuschauer einpeitschten. Ansonsten war es sehr nett zu beobachten, wie viele Leute den Marathon als Frühstücksausflug nutzten und mit Tischen und Stühlen bewaffnet die Strecke flankierten.

Mein Tempo blieb konstant, 45:40 sagte die Uhr für den zweiten Zehner. Die Halbmarathonmarke passierte ich bei 1:36:00 und war damit mehr als 1’45“ schneller als in Frankfurt. Und ich hatte immer den Eindruck, dass ich noch ordentlich Reserven hatte. Gegen Ende der 20 wurde es zwar etwas schwerer, aber der dritte Zehner mit jetzt 46:30 deutete darauf hin, dass ich, wenn ich keinen großen Einbruch erleiden sollte, unter der Traummarke von 3:15h bleiben könnte!

Aber in diesem Fall waren meine Zweifel ob des letzten Viertels berechtigt: Mein Puls blieb zwar konstant, aber es wurde deutlich schwerer und die Durchgangszeiten langsamer. Bei vielleicht 34km beschloss ich, unabhängig vom Puls zu laufen. Selbiger ging dann auch in die Höhe, nur leider wurde die Zeiten nicht schneller. Für 3:15h hätte ich einen 4:40/4:45er Schnitt konservieren müssen, ich bewegte mich aber kontant bei 4:55. Und da war leider auch nix mehr zu machen, zumal es die letzten Kilometer zwar nur leicht, aber nach der Vorbereitung eben doch deutlich spürbar bergauf ging. Die 3:15h schmolzen dann dahin. Mein Ziel war aber nun, zumindest doch noch die Frankfurt-Zeit zu knacken. Die letzten zwei Kilometer musste ich dazu aber auch noch ordentlich beißen, aber bei 3:15:49 blieb dann die Uhr stehen – immerhin noch 45 Sekunden früher als in Frankfurt.

Im Ziel traf ich dann schnell sogar noch auf zwei der drei Mitfahrer und nach alkoholfreiem Weizen, Dusche, Massage, Fischbrötchen und Kuchen (in dieser Reihenfolge) ging es dann zurück nach Bielefeld. Interessanterweise kamen wir alle vier innerhalb von nur einer Viertelstunde ins Ziel. Und alle fanden wir das Wetter super, wohingegen sehr sehr viele über die hohen Temperaturen klagten. TriathletInnen scheinen da also ein etwas anderes Wärmeempfinden zu haben. 😉

Fazit hier. Es war ein schöner Lauf mit toller Stimmung und entspannter Organisation und super Wetter, aber letztlich musste ich mehr kämpfen als in Frankfurt und insgesamt fühlte ich mich auch die ganze Zeit nicht so im Laufrausch wie in Frankfurt. Viel Spaß gemacht hat es natürlich dennoch und die Zeit war einmal mehr sehr erstaunlich. Im Prinzip wäre es ja mal ganz interessant auszuprobieren, zu welcher Zeit ich beim Hermann und beim Marathon in der Lage wäre, wenn ich mich mal wirklich gezielt und strukturiert vorbereiten würde.

 

P.S.: Den 3:15h-Zielzeitenläufer, den ich nach 2-3 Kilometern ziehen ließ, hatte ich bei 17 wieder in Sichtweite und nach 25km hinter mir. In Richtung Ende, als meine 3:15 schmolz, erwartete ich immer, dass ich überholt würde und hoffte, mich dann doch noch dranhängen zu können. Da kam aber keiner mehr von hinten. Seltsamer Zug, der also mindestens 3:16h benötigt haben muss…

4 Antworten auf „Hamburg-Marathon – Déjà-vu mit neuer persönlicher Bestzeit…“

  1. Toller Bericht.
    Mit den Zielzeitenläufern hatten sie in Hamburg an scheinend mehr Probleme. Der Zeitläufer für 4:15 hat z.B. schon nach 10km seinen Ballon verloren.
    Ich werde zwar meine Eindrücke auch noch in meinem Blog verarbeiten, aber so große Probleme mit der Hitze hatte ich eigentlich auch nicht. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt.

  2. Hey, super geschrieben!
    Ich habe trotz den etwas hohen Temperaturen nie das Gefühl gehabt den Marathon abbrechen zu müssen. Bin zwar deutlich später als vorgenommen ins Ziel gekommen, aber dafür das es mein Erster war und ich daher keine Erfahrung vorweisen kann, bin ich zufrieden.
    Zudem hat es Spaß gemacht, dich/euch in Hamburg kennenzulernen.
    Liebe Grüße
    Sven

  3. Hi Lajos,

    mal wieder eine ganz saubere Leistung des Trainingsweltmeisters, Gratulation.

    Du profitierst bei deinen Läufen anscheinend von deiner sehr guten allgemeinen Ausdauer, die du dir in erster Linie durch das Radfahren erarbeitest. Die wirst du auch durch viele Lauf-KM im Grundlagenbereich nicht mehr entscheidend verbessern können. Du musst also die Komfortzone verlassen u. im Bereich des aeroben/anaeroben Übergangs ( Tempodauerläufe, Intervalle ) trainieren ( Verbesserung der VO2 max u. daher höheres Tempo auf Unterdistanzen ) u. den Köper an lange Belastungen bei höheren Intensitäten gewöhnen, also Lange Läufe mit angestrebten Wettkamptempo ( z.B 15km ) oder noch länger mit Endbeschleunigung im angestrebtem Wettkampftempo. Greif empfiehlt 35 km inkl 3-15km Endbeschleunigung zur Zuspitzung 8 Wo vor dem Marathon. Durch viele KM im angestrebten Wettkampftempo ökonomisiert sich auch der Laufstil in diesem Bereich enorm, das war für mich ein entscheidender Aspekt.

    Ich habe mich damit in der H-Lauf Vorbereitung auf ein neues Niveau hiefen können ( auch wenn das nur unwesentlich höher ist als dein Niveau ohne Lauftraining 😉 – wobei 5 min sind auch nicht so wenig…)

    Comi in find out…

  4. @Heiko: „Komfortzone verlassen“ klingt allerdings nicht so überzeugend… 😉
    Ich hatte es zwar mit Trainingsplänen noch nie so, aber vielleicht sollte ich dich mal als Trainer engagieren?
    Oder ich bleibe beim Motto: Wer trainiert hat kein Talent!

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