Anfangseuphorie!

Ich bin tatsächlich angemeldet!!!

Gestern Nachmittag habe ich es geschafft, einen der raren und begehrten Startplätze zum Ironman in Frankfurt zu ergattern. Ich stehe nun sogar schon ganz offiziell in der Startliste – jetzt muss ich da wohl auch wirklich durch. Ob dieser Tatsache mit reichlich Adrenalin betankt bin ich dann gleich mal 23km durch den schönen Teutoburger Wald gelaufen. Mein dritter Lauf in den letzten zehn Wochen…

Aber der Reihe nach.

01.07.2007, Wiesbaden, Deutsche Meisterschaften Radsport

Eigentlich war ich ja nur in Wiesbaden. Zur Rad-DM, wobei der sportliche Aspekt in den Doping-Diskussionen ein wenig unterging. Ein paar Tage zuvor outete sich Jörg Jaksche im Spiegel, was nicht bei allen beiteiligten so gut ankam. Jedenfalls war Doping in den Medien das beherrschende Thema, so dass ich schon fast davon ausging, dass die Meisterschaften abgebrochen, bestreikt oder sonstwie zu einem unschönen Ende geführt worden wären. Aber die Alternative lag ja nah: In Frankfurt fand zeitgleich der Ironman-Triathlon statt, so dass die lange Fahrerei aus Bielefeld nicht ganz umsonst gewesen wäre. Einen Ironman wollte ich mir schon immer mal anschauen!

Nun wurden die Meisterschaften aber doch ausgetragen, zunächst bei den Frauen, wo die gute Claudia Häusler den Vize-Titel errang, hinter der Überraschungssiegerin Luise Keller. Bei den Männern wurde Fabian Wegmann Sieger, Zweiter (der kurz danach positiv getestete) Patrik Sinkewitz. Ich blieb also den ganzen Tag in Wiesbaden und brach dort nach einem anstrengenden Tag erst gegen 19.00 Uhr auf. An sich wollte ich direkt zurück nach Bielefeld, aber an einer Frankfurter Autobahnausfahrt bog ich doch noch schnell ab – so nah ist man ja schließlich selten. Und was ich dann erlebte, führt noch heute zu Gänsehaut!

Nicht weit vom Zielbereich bekam ich sogar einen Parkplatz und ging den letzten Kilometer der Laufstrecke direkt am Main entlang. Reichlich Athletinnen und Athleten waren noch unterwegs, am Rand standen begeisterte HelferInnen und ZuschauerInnen. Je näher es zu Ziel ging, desto lauter wurde es. Auf dem Römerberg waren die Tribünen dicht gefüllt, wobei die Laufbahn sehr eng war und der Kontakt zum Publikum dadurch sehr dicht war. Eine wahrhaft unglaublich Stimmung – so etwas habe ich noch nicht erlebt. Und ich bin schon bei allerlei Großsportevents gewesen!

An sich wollte ich nur eine halbe Stunde bleiben, dann noch eine halbe, dann bis zum Einbruch der Dämmerung und irgendwann dachte ich mir, ich könnte ja auch noch den Zielschluss abwarten. Ich war so dermaßen fasziniert, dass die Zeit im Fluge verging. Und was mich besonders faszinierte: Die AthletInnen, die nach 13, 14 oder 15 Stunden ins Ziel kamen, waren keine Hochleistungssportler, sondern stinknormale Breitensportler, die sich zwar vermutlich sehr gezielt auf diesen einen Wettkampf vorbereitet, aber daneben bestimmt auch noch andere Hobbies und Verpflichtungen haben.

Das „Projekt i“

Und da reifte der Wunsch: „Das will ich auch mal machen!“ In Gedanken ging ich bereits die Streckenabschnitte durch, wieviel Zeit ich für jede Disziplin maximal brauchen dürfte, um das Zeitlimit von 16 Sunden nicht zu überschreiten. Und dabei kam heraus: 2 Std. Schwimmen, 8 Std. Rad fahren und 6 Stunden laufen. Mit ein bisschen Vorbereitung sollte das doch machbar sein? In den Tagen und Wochen danach kam ich zu dem Entschluss, dass ich das „Projekt i“ vielleicht in 2009 angehen könnte…

Nun ist es so, dass ich nicht gänzlich unsportlich bin und auch der Ausdauersport mich schon immer anzog. Allerdings gibt es vermutlich nicht viele Menschen, die trainingsfauler sind als ich. Mir kommt zu Gute, dass ich sehr schnell ein gewisses Maß an Grundkondition erreiche, auch wenn ich ein halbes Jahr gar keinen Sport mache. Seit Jahren ist es also das gleiche Spiel: Im Herbst denke ich: „Oh, es ist ja im Frühjahr schon wieder Hermannslauf – ich sollte mal wieder laufen gehen!“ Mit etwas Glück schaffe ich dann schon einen ersten Lauf im Dezember, eigentlich geht es aber immer erst im Januar los. Und dann bleiben vier Monate Vorbereitungszeit. In der ich im Schnitt pro Woche einmal laufe. Sprich: Mit Hilfe der Methode Brechstange schaffe ich es, in 15-20 Trainingsläufen die Grundlage für einen 31km Berglauf zu legen. Und der Lauf macht dann in der Regel sogar auch noch Spaß! Der Vorsatz, die Kondition zu erhalten, den Sommer über dran zu bleiben, um im Winter nicht wieder bei Null anzufangen und dann im nächsten Jahr vielleicht mal endlich eine persönliche Bestzeit zu laufen, ist jedes Jahr da. Aber sobald der Hermannslauf vorbei ist, ist auch schlagartig meine Motivation zu Ende. Seit bestimmt zehn Jahren bin ich zwischen Hermannslauf Ende April und Beginn der Vorbereitung im Januar nie mehr als vielleicht fünf Mal gelaufen. Dazu bin ich dann ebensohäufig Rennrad gefahren und ein Mal geschwommen. Immer am 1. Mai zur Saisoneröffnung im Wiesenbad…

O.k., ich schweife ab. In diesem Jahr sollte natürlich alles anders werden, schließlich hatte ich eine vage Idee im Hinterkopf: das „Projekt i-2009“. Mir war natürlich klar, dass sich meine normale Trainingsdisziplin arg ändern müsste und bis Ende Juni sollte ich darüber eine Entscheidung gefällt haben. Schließlich ist der Ironman erfahrungsgemäß innerhalb maximal 24 Stunden nach Öffnung der Anmeldung bereits ausgbucht.

Und was passierte: Ich war am 1. Mai schwimmen, wie in jedem Jahr. Dann fuhr ich eine Woche in Urlaub – und als ich wiederkam musste ich so viel arbeiten, dass an Sport zunächst gar nicht zu denken war. Hinzu kam bei einer ersten Radausfahrt Ende Mai noch orthopädische Probleme, so dass ich mir eingestehen musste, dass das ganze keinen Sinn macht für 2009. Ein bisschen niedergeschlagen war ich mit dieser Entscheidung allerdings schon.

06.07.2008, Bielefeld

Etwas wehmütig schaltete ich am vergangenen Sonntag den Fernseher an, um ein paar Live-Bilder vom Ironman in Frankfurt zu sehen. Die Profis waren in der letzten Radrunde und ich war überrascht, wie wenige Zuschauer da an der Strecke standen (von den berühmten Steigungen etc. einmal abgesehen). Nichtsdestotrotz war die Faszination sofort wieder da! Bei bestem Wetter bin ich dann selbst noch zu zweit mit einer guten Freundin eine kleine Runde mit dem Rennrad unterwegs gewesen, sogar halbwegs schmerzfrei. Und mit jeder Menge Spaß!

Wieder zu Hause informierte ich mich sogleich über den Ausgang in Frankfurt und surfte noch die ein oder andere Seite zum Thema an. Dabei stieß ich dann u.a. auch auf den Iron-SEO, der (entstanden aus einer Wette und mit sicherlich schlechteren Voraussetzungen als ich sie habe) sich auch nur ein Jahr Zeit nahm, sich auf den Ironman vorzubereiten. Und dies dokumentierte er in einem äußerst spannenden Blog. In Verbindung mit den Fernsehbildern zum Zielschluss, diversen Interviews mit ein paar „Age-Groupern“ und den Gedanken an die eigenen Erlebnisse des Vorjahres, spickte ich ganz unverbindlich doch mal auf die Anmeldeseite für Frankfurt 2009.

Und ich war entsetzt: 2009 war bereits am Tag des Wettkampfs ausgebucht! An sich öffnet die Anmeldung doch erst am Tag danach? Anmeldestart verpasst, Chance vertan. Obwohl es natürlich absolut unvernünftig war, sich mit meinem Trainingszustand überhaupt mit dem Gedanken an eine Anmeldung zu beschäftigen, fand ich diesen Weg jetzt aber auch vollkommen daneben. Nichmal die Chance zu haben, eine Entscheidung selbst zu fällen, gefiel mir überhaupt nicht. Doch was sah ich dann: Es sollten am Montag nochmal 500 Startplätze online freigegeben werden. Ab 14.00 Uhr.

07.07.2008, 15:21 Uhr, www.ironman.de

Mein Traininsgzustand hatte sich über Nacht nicht wirklich geändert und trotzdem war ich heiß. Heiß auf den Ironman, heiß auf das „Projekt i-2009“. Warum warten bis 2010, wenn es vielleicht doch noch eine klitzekleine Aussicht auf Erfolg in 2009 gibt? Also um 14.00 Uhr auf die Seite. Die Server waren natürlich so dermaßen überlastet, dass noch nichtmal eine Fehlermeldung kam. Nach abwechselndem Neuladen und Abwarten kam ich irgendwann doch auf die Anmeldeseite. Sollte das ein Zeichen sein? Überzeugt war ich ja noch nicht, an sich wollte ich mir ja nur mal anschauen, ob da nicht vielleicht doch noch etwas „geht“. Und jetzt hatte ich das Formular vor mir. Sollte ich es wirklich ausfüllen? Naja, zunächst musste man sich ja ohnehin registrieren und abgeschlossen ist die Anmeldung auch erst, wenn die Startgebühr deren Konto gutgeschrieben ist. Also einfach mal dieses und jenes ausfüllen und schauen, wie weit das so geht. Und dann blinkte auf einmal der Preis auf: Stolze 440 Euro!!! Nun war ich so weit gekommen, und ich dachte mir, dass die es einem aber auch wirklich nicht leicht machten. Aber hey, sollte es nach Überspringen aller anderer Hürden nun am Preis scheitern? Wie oft macht man einen Ironman in seinem Leben? Mich noch einmal Iron-SEO erinnernd (der im übrigen lediglich unglaublich 11:35h benötigte!), gab ich also meine Daten vollständig ein und drückte auf „Absenden“. Und Minuten später hatte ich die Bestätigung in meiner Mailbox…

07.07.2008, 18:00 Uhr, Hermannsweg

Nachdem ich noch diverse Dinge erledigen musste und u.a. einen Termin wegen Spezialeinlagen für meine Radschuhe hatte, wollte ich die Anmeldeeuphrie ausnutzen für einen kleinen Trainingslauf. Und ich flog 23km durch den schönen Teuto! Aber das erwähnte ich ja schon…

Also: Frankfurt, ich komme!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert