Köln-Marathon

Köln-Marathon
Köln-Marathon (14 Fotos)

Nach 13 Jahren Marathon-Abstinenz wagte ich mich gestern also zum ersten Mal wieder auf die 42km lange Strecke. Meine Zeit konnte ich nur ganz schwer einschätzen, weil ich schon Ewigkeiten mehr keine lange Strecke auf flacher Runde gelaufen bin. Unter vier Stunden wollte ich in jedem Falle bleiben, angepeilt hatte ich eine 3:45. Niemanden gesagt hatte ich eine Traumzeit von 3:30, obwohl ich mir nicht recht vorstellen konnte, einen 5er Schnitt dauerhaft zu halten. Vor der Distanz jedenfalls hatte ich keine Angst, wohl aber vor dem Wetter, was mit 12°C und Regen angekündigt war…

Am Samstag machte ich mich dann auf den Weg nach Köln zum Abholen der Startunterlagen. Körperlich ging es mir da alles andere als gut, weil ich mich sehr matschig fühlte und sich im Hals latent eine Mandelentzündung ankündigte. Also Tee trinken und Tonsiotren einnehmen – und hoffen, dass der Anflug über Nacht verübergehen würde.

Glücklicherweise war das auch so: Am Sonntag merkte ich nichts mehr davon! Trocken war es draußen auch noch, zumindest bis 30 Minuten vor dem Start. Dann setzte der erste Regen ein, der bis etwa Laufkilometer sechs anhielt, zum Halbmarathon zurück kehrte, zwischen 36 und 40 nochmal Pause machte, dafür aber auf den letzten Kilometern nochmal richtig heftig wurde. Am Ende sprang dennoch eine für mich phantastische Zeit von 3:25:38 heraus! Aber der Reihe nach…

Gegen 9:00 Uhr traf ich am Deutzer Messegelände ein, um 11:00 Uhr sollte es los gehen – also Zeit genug, um mich mit allem vertraut zu machen. Zwischen zehn und halb elf – da war es noch trocken – gab ich meinen Kleiderbeutel ab und entschied mich gegen eine Mütze. Irgendwie war ich fälschlicherweise optimistisch, dass das Wetter halten könnte. Pünktlich zum Check-In fing es dann nämlich schon an mit dem Regen. 95% der LäuferInnen waren eingehüllt in Plastiktüten, was das Warten auf den Startschuss einigermaßen erträglich machte. Politisch korrekt startete ich aus dem „Schwarzen Block“ 😉

Die Organisation war allerdings ziemlich durcheinander: Es war kaum jemanden wirklich klar, ob er im richtigen Startblock stand. Es gab zwar Hinweisschilder „Einchecken schwarz“ u.ä., aber dort standen keine Ordner, die aufklärten, ob das Absperrband nun den Anfang oder das Ende des Startblocks auswiesen. Entsprechend groß war das Durcheinander, weil ständig Leute von vorn wieder zurück nach hinten drängten. Angekündigt war der Start dann für 11.00 Uhr, aber auch hier war nicht ersichtlich, ob alle Blöcke zeitgleich starteten. 11:00 Uhr ging vorüber, die ersten Leute entledigten sich bereits ihrer „Schutzkleidung“, aber kein Startschuss, kein Countdown, keine Durchsage, wann es nun losgehen würde, war zu hören. Quasi aus dem Nichts wurde dann gegen 11:10 Uhr die Elite losgeschickt. Mittlerweile war dann auch klar, dass die Blöcke offensichtlich nacheinaner gestartet würden – allerdings auch wieder ohne jede Information, wie viele Gruppen und zu welchen Zeiten. Bis also „mein“ schwarzer Block gestartet wurde, vergingen weitere etwas zehn Minuten, so dass wir gegen 11:20 Uhr auf die Strecke durften. Durch das Check-In-Chaos war ich relativ weit vorn, so dass es nur wenige Sekunden brauchte, bis ich die Startlinie überquerte.

Gleich nach dem Start ging es über die Deutzer Brücke, die schlimmes befürchten ließ: Der starke Wind blies einem den Regen kühl und kräftig ins Gesicht, was sehr unangenehm war. Glücklicherweise merkte man den Wind auf den Straßen in der City kaum, so dass die Temperatur auch nicht wirklich beeinrächtigte. Den ersten Kilometer absolvierte ich in unter fünf Minuten, was mich ein wenig unruhig machte, ich aber noch den zweiten abwarten wollte, bevor ich mein Tempo ggf. anpassen würde. Dummerweise hatte sich im Startbereich nämlich die Pulsfunktion meiner Uhr verabschiedet, so dass ich wohl oder übel zum ersten Mal auf langer Distanz ohne jede Rückmeldung zur Herzfrequenz laufen musste. Naja, ich fühlte mich recht gut und hatte nicht das Gefühl, zu schnell unterwegs zu sein, obwohl auch der zweite Kilometer mit rund 4:45 wieder schneller war, als ich eigentlich dachte. Aber da es wirklich ziemlich rund lief und sich die Durchgangszeiten bei eben diesem Schnitt einpendelten, wollte ich einfach mal versuchen, weiter das Tempo zu halten und schauen, wie weit ich damit kommen könnte. Im Kopf errechnete ich schon bald, dass also eine 3:30 möglich sein könnten, zumal ich mir ja für einen 5er-Schnitt gerade einen ganz guten Puffer erlief.

Bei 10km war ich mit 47:58, in der ersten Stunde lief ich (ebenso wie in der zweiten) exakt 12,5km. Bei 20km hatte ich 1:35:41, brauchte also für die zweiten 10km mit 47:43 minimal weniger als für die ersten. Die 30km-Durchgangszeit war 2:24:20, also blieb ich mit 48:39 für die dritten 10km weiterhin sehr konstant. Anfang der 30er wurde mein Tempo etwas langsamer. Ich konnte zwar noch knapp unter 5min/km bleiben, aber ich merkte, dass ich kaum noch etwas zuzusetzen hatte. Ich fühlte mich noch nicht schlecht, hatte auch keinerlei Beschwerden an Muskeln oder Gelenken, es ging nur einfach nicht mehr schneller.  In der dritten Rennstunde lief ich dann auch nur noch 12,1km, wurde also etwa zwei Minuten in der Stunde langsamer. Für die vierten 10km brauchte ich entsprechend 50:03 und war damit exakt bei dem 5er Schnitt, den ich mir vorher nur erträumt hatte. Mit dieser Zeit vor Augen lief ich einigermaßen entspannt bei wieder stärker werdendem Regen und Wind ein zweites Mal über die Deutzer Brücke, bevor es auf die kurze Zielgerade ging. Bei 3:25:38 blieb dann die Zeit stehen 🙂

Im Ziel angekommen war ich trotz der für mich hervorragenden Zeit nicht wirklich platt, aber es wurde sehr schnell empfindlich kühl. Es gab zwar die klassichen Marathon-Plastikfolien, in die man sich einhüllen konnte, aber der Wind war nicht wirklich förderlich, dass man darunter auch einigermaßen warm blieb. In der „Verpflegungsmeile“ gab es zwar viele Köstlichkeiten (Müsli-Riegel, Quarkbällchen, Obst, Wurstbrote, diverse Kaltgetränke etc.), was ich aber vermisste, war warmer Tee. So ausgekühlt wie ich (und andere natürlich auch) war(en), hätte das sehr sehr gut getan. Ich füllte dennoch erstmal wieder meinen Haushalt mit fester und flüssiger Nahrung auf (obwohl ich auf der Strecke bewusst jede einzelne Verpflegungsstelle mitnahm), bevor ich mich dann in Richtung Messehallen zum Umziehen aufmachte. Und siehe da: Wo ich schon lange nicht mehr damit gerechnet hatte, stand auf einmal ein kleines Pavillonzelt, wo warmer Tee und heiße Brühe ausgegeben wurde – großartig! Meine Finger waren da allerdings schon derart klamm, dass ich den warmen Becher kaum festhalten konnte…

In der Halle ließ ich mich noch massieren, zog mir trockene Klamotten an und war sehr schnell wieder bei Kräften, so dass ich mich auch dann bald wieder nach draußen in den Zielbereich begab. Allerdings war mir etwas langweilig, weil ich niemanden kannte und ich auch die Stimmung nicht so toll fand, so dass ich mich dann auch ziemlich bald wieder auf den Heimweg machte.

Alles in allem also für mich ein Super-Lauf bei ziemlich widrigen Bedingungen und wie ich finde verbesserungsfähiger Organisation. Auf der Strecke und auch danach hatte ich keinerlei Probleme, so dass ich nach wie vor sehr optimistisch bin, was den Ironman angeht. Heute am Tag danach spekuliere ich sogar schon ganz vage damit, am kommenden Sonntag in München zu starten, zumal ich eh vorhabe, am Wochenende in dorthin zu fahren. Aber das muss ich mir nochmal in Ruhe überlegen…

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