Es ist zwar schon ein paar Tage her, aber die Nordische Ski-WM in Oslo am legendären Holmenkollen, also jenem historischen Ort, wo ich vor zehn Jahren das erste mal überhaupt auf Langlauf-Skiern stand, hat mich mal endlich die Bilder vom König-Ludwig-Lauf sortieren lassen. Dazu dann also hier mal ein kurzer Bericht.
Nachdem ich mit dem Skiloap (35km) im Sauerland schon zwei Mal eine Art Marathon absolvierte, reizte mich seit geraumer Zeit (neben dem 90km-Wasalauf) der König-Ludwig-Lauf in Oberammergau. Für die diesjährige Ausgabe hatte ich dazu eine Startkarte gewonnen und wertete das mal als gutes Omen.
Der König-Ludwig-Lauf führt auf der Originalstrecke über 50km und ist der größte Skimarathon in Deutschland. Insgesamt etwa 4000 Läuferinnen und Läufer bewältigen die Strecken, die meisten die 50km Skating bzw. Klassik. Nachdem es in diesem Winter ja schon sehr früh viel schneite, ging ihm irgendwann leider ein wenig die Puste aus. Auch in Oberammergau lag nicht so wahnsinnig viel Schnee. Zudem war für das Marathon-Wochenende Kaiserwetter mit über 10°C angesagt, so dass den Organisatoren nichts anderes übrig blieb, die Strecke zu verkürzen. Statt einer 50km-Runde mit dem Highligt Schloss Linderhof blieb nur eine 20km-Runde ohne Schloss, die dann zwei mal zu laufen war.
Am Vortag angereist ließ ich meine Ski mal profimäßig mit Steigwachs präparieren. Hier griff ich ja schon häufiger daneben und für 40km wollte ich nicht daneben liegen, zumal Plusgrade alles andere als einfach zu wachsen sind. In Bielefeld wird man nicht unbedingt Wachsprofi. Am Abend testete ich die Ski auf einer kurzen Runde, zudem waren meine Ski ja ganz frisch mit einer neue Bindung ausgerüstet und einen neuen Schuh trug ich ebenso.
Das Hotel lag nicht weit vom Start entfernt und war ausschließlich von Langläufern bewohnt. Schon ganz witzig, wenn alle Leute beim Frühstücksbuffett nur in Sportklamotten rumlaufen. Morgens am Start, die angekündigte Sonne hatte es noch nicht über die Berge geschafft, war es noch ganz schön kalt. Das sollte sich dann aber schnell ändern.
Insgesamt gab es für die rund 1500 Starter auf der Klassikdistanz drei Startgruppen, mich hatte man in die zweite einsortiert. Da ich allerdings recht spät in den Startblock ging, blieb für mich nur ein Platz ganz hinten. Dort hätte ich mich aber vermutlich sowieso eingereiht, da ich auf Skiern ganz sicher nicht zu den schnellen Leuten zähle.
Um 9.00 Uhr fiel dann der Startschuss. Auf vielleicht 20 nebeneinander gespurten Loipen ging es erstaunlich schnell über die Startlinie. Überraschenderweise ging es auch gleich im Renntempo los, kein Stau, kein Stop and Go, kaum ein Ziehharmonikaeffekt. Erst am ersten Anstieg nach vielleicht 4km wurde es mal kurz etwas eng, aber völlig problemlos. Ebenfalls überraschend war die Schneequalität: Die komplette erste Runde, obwohl mittlerweile die Sonne schon für recht hohe Temperaturen sorgte, war die Loipe bestens präpariert. Erst in der zweiten Runde wurde der Schnee an einigen Stellen recht weich und sulzig und damit ziemlich anstrengend zu laufen. Aber letztlich war auch das kein großes Problem.
Ohne vorher einschätzen zu können, wie schnell ich mich wohl auf Skiern bewegte, kalkulierte ich in etwa mein normales Marathontempo mit vielleicht 4:40min/km. Witzigerweise kam das ziemlich exakt hin! Da die Strecke mit offiziell 42km auch exakt die Marathonlänge haben sollte, peilte ich unterwegs vorsichtig eine 3:15h an, die ich auf der Straße bisher noch knapp verfehlte. Bis Kilometer 30 war ich gut in diesem Zeitplan, nach 35km war ich mir eigentlich sicher das zu schaffen. Nach 38km verließ man dann die normale Rund und bog Richtung Ziel nach Oberammergau ein – die letzten vier Kilometer sollte ich wohl locker schaffen. Und dann kam die Überraschung: Vielleicht einen Kilometer nach diesem Abzweig wurde der letzte Kilometer angekündigt!
In Oberammergau selbst war das Ziel dann in einem Fußballstadion, wo noch eine halbe Runde zu laufen war. Mittlerweile pendelte sich die Uhr bei ziemlich exakt drei Stunden ein, nach offizieller Wertung verpasste ich die „Schallmauer“ um exakt 46 Sekunden. In der Ergebnisliste heißt das Platz 775 von 1226, die in die Wertung kamen. Wenn ich weniger Fotos unterwegs gemacht hätte, wenn die Nettozeit genommen worden wäre und wenn ich gewusst hätte, dass das Ziel bereits nach 40km steht, hätte ich die drei Stunden aber ganz sicher geknackt… 😉
Insgesamt ein tolles Erlebnis mit so vielen Langläufern unterwegs zu sein. Leider war das öffentliche Interesse nicht sonderlich groß – keine Ahnung warum das bei einem solch wichtigen Volkslauf so ist. Bezeichnend auch: Es wurden Live-TV-Bilder u.a. nach Norwegen, Schweden, Italien und Estland gesendet, in Deutschland war davon nichtmal als Aufzeichnung etwas zu sehen.
Den König Ludwig Lauf möchte ich eines Tages auch mal mitmachen.