Hämatokrit von 49,9%?!

Ich überlege schon eine Weile, ob ich der aktuellen „Mode“ folgen und meine Blutwerte veröffentlichen soll: Patrik Sinkewitz macht es, Ivan Basso auch, Lance Armstrong hat es zumindest mal angekündigt – und alle wollen damit belegen, dass sie nun „sauber“ fahren. Da man als Laie ja eh kaum etwas damit anfangen kann, dachte ich mir, es sei vielleicht mal recht aufschlussreich, die Werte von einem reinen Hobby-/Genusssportler wie ich einer bin im Vergleich daneben zu sehen.

Interessant finde ich zumindest u.a. die Tatsache, dass die Werte, die bei Patrik Sinkewitz gemessen werden, sehr ähnliche sind, wie die, die bei jeder gewöhnlichen Blutspende analysiert werden. Und da ich nunmal regelmäßiger Blutspender bin und die Ausdrucke der Werte aufbeahre, ergibt sich daraus ja auch schon so etwas, was bei den Profis „Blutpass“ heißt.

Nun – ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich meine Werte wirklich mal zusammensammele. Aber als ich heute beim Blutspenden war, fand ich einen Wert doch höchst erstaunlich: Mein (aus dem Finger) gemessener Hämatokritwert lag heute nämlich bei 49,9%.

Für die, die damit nicht so viel anfangen können: Der Hämatokritwert (HCT) gibt vereinfacht gesagt Auskunft über den Anteil der festen Bestandteile des Blutes. Sind diese zu hoch, kann das Blut gerinnen oder verklumpen, was zu Thrombosen, Schlaganfällen und anderen unschönen Dingen führen kann. Leistungssportler werden deshalb ab einem Wert von 50% mit einer so genannte „Schutzsperre“ von zwei Wochen belegt. (Aktuell ist das ja z.B. auch beim Biathlon gerade Thema…)

Als EPO-Doping in den 90er Jahren populär wurde, es aber noch keine verlässliche Nachweismethode gab, wurde dieser Grenzwert von 50% eingeführt, weil es als „Hinweis“ für EPO-Doping angesehen wurde. Beweisen konnte man das darüber natürlich nicht, weshalb es auch nicht zu weiteren Sanktionen gegen den Sportler kommen konnte. Kritiker behaupten (sicherlich nicht ganz zu unrecht), dass mit Einführung dieses Grenzwerts auch so etwas wie ein Herandopen an die 50%-Schwelle praktiziert wurde (oder wird). Leistungssportler und deren Betreuer gaben natürlich gern den – oft auch von mir belächelten – Hinweis, dass der HCT-Wert natürlich (also genetisch, von Geburt an) erhöht wäre und dass der Wert zusätzlich auch noch gewissen Schwankungen unterliegen würde.

Die Beobachtungen meines eigenen HCT-Werts beim Blutspenden in den letzten 1 1/2 Jahren bestätigen diese Schwankungen. Und in der Tat habe ich mich manchmal auch schon ein bisschen erschrocken, dass der Wert bei mir immer relativ hoch, nämlich so zwischen 46% und 48%  und nur ein einziges Mal mit 40,5% deutlich unter dem Grenzwert lag. Heute war ich mit meinen 49,9% nun unmittelbar an der ominösen 50%-Schwelle – etwas unheimlich finde ich das ja schon…

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