Ironman Germany: 180km Rad, 5:53.44

180km Rad (16 Fotos)
180km Rad (16 Fotos)

Nun ging es also auf die Radstrecke. Es war gerade einmal halb neun, aber schon recht warm. Dass meine Radhose vom Schwimmen nass war, habe ich zu keinem Zeitpunkt gemerkt. Gleich nach dem Start und nach den ersten Metern auf dem Rad habe ich zunächst 1 1/2 Energieriegel gegessen und einiges getrunken. Ich versuchte, relativ ruhig auf dem Rad loszufahren, was natürlich gar nicht so einfach ist, wenn der Wettkampf gerade mit der ersten echten Disziplin begonnen hatte und viele andere Radfahrer um einen herum waren.

Die 12km von Langen nach Frankfurt waren nahezu komplett flach, bevor nun die erste Radrunde begann. Es lief gut! Zu gut wahrscheinlich, denn ich fürchte, dass ich hier die ersten Fehler machte. Ich fand sehr bald mein Tempo und fühlte mich fit. Schon den ersten Berg „The Beast“ fuhr ich zügig hoch, insbesondere aber auch die Kopfsteinpflasterpassage „The Hell“ in Hochstadt, wo die Zuschauer durch Absperrgitter von der Strecke getrennt waren, verging wie im Flug. Zwischendrin machte ich ein paar Fotos mit meiner kleinen Digitalkamera, was die Zuschauer offenbar sehr lustig fanden und umso mehr applaudierten.

Immer noch waren recht viele Radkollegen in ähnlichem Tempo wie ich unterwegs, wobei es nach meiner Beobachtung kaum zu unfairen Windschattensituationen kam. Bergauf fuhr man naturgemäß etwas dichter, aber bergab und in der Ebene zog sich alles wieder ordentlich in die Länge. Kommunikativ ist so ein Rennen, wo Windschattenfahren verboten ist, natürlich nicht sonderlich ergiebig, weil man immer Angst haben muss, dass ein Race Marshall gleich um die Ecke kommt. Zumindest manchmal fand ich das schon schade, weil man ja irgendwann doch immer die selben Leute mal vor, mal hinter sich auf der Strecke traf.

Stimmungsnester

Nicht zwingend notwendig, aber eben doch auch ganz gut war, dass ich die Runde schon von der Trainingstour kannte, sodass ich zumindest grob wusste, was mich wo erwartete. Hinzu kamen jetzt natürlich die Zuschauer, die einen schon ganz ordentlich gepusht haben. Aber: Ob das wirklich wie behauptet eine halbe Million an der Strecke waren, wage ich mal stark zu bezweifeln. Alpe d’Huez-Stimmung ist sicherlich auch noch mal eine ganz andere Hausnummer (dort war ich zwar noch nicht, aber die Stimmung wird da wohl ähnlich sein wie in den Pyrenäen, und dort war das Spalier *deutlich* enger als in Frankfurt), aber es war natürlich schon ganz cool. Insbesondere der letzte Anstieg, „Heartbreak Hill“ in Bad Vilbel, zog aber viele Leute an und hier war die Stimmung sehr gut.

Nach der ersten Runde hatte ich einen Schnitt von 31,4km/h auf dem Tacho stehen und dachte mir, dass ich vielleicht ein bisschen rausnehmen sollte, auch wenn ich mich noch immer sehr gut fühlte. Zumindest an den ersten Anstiegen habe ich das auch beherzigt. Sowohl auf der Strecke als auch am Straßenrand wurde es nun auch ruhiger, was ein bisschen auch auf die Motivation drückte.

Der erste echte Einbruch

Nach vielleicht 150km erwischte es mich nun irgendwo im Norden der Runde richtig: mein Akku war auf einmal leer. Ohne Vorwarnung. Ich hatte zwar zwischendurch regelmäßig nachgetankt – Iso, Wasser, Energieriegel, Energiegel, Bananen und sogar ab und an eine Salztablette -, aber offenbar war das zu wenig, oder alternativ war ich vielleicht am Anfang zu schnell unterwegs. Jedenfalls ging nun nicht mehr viel und die Vorstellung, dass nach einer weiteren Stunde auf dem Rad noch ein voller Marathon zu laufen war, bereitete mir etwas Kopfzerbrechen. Allerdings machte ich mich damit noch nicht verrückt, sondern nahm noch mehr Tempo raus und vertraute auf die letzten zehn Kilometer, die ja nur bergab nach Frankfurt führten.

Und: Das ganze relativierte sich ohnehin, als ich etwas später an einem Unfall vorbeikam. Offenbar hatte hier ein Autofahrer einen Triathleten mehr als unsanft vom Rad geholt! Das sah gar nicht gut aus, der Athlet wurde von mehreren Zuschauern betreut, andere fegten die Scherben von der Straße. Ein Rettungswagen war im Anmarsch. Wie es zu diesem offensichtlichen Zusammenstoß kommen konnte, ist mir mehr als schleierhaft, zumal die Straßen sehr gut abgesichert waren. Jedenfalls dachte ich unweigerlich, dass das ja nun die größte Katastrophe schlechthin wäre, den Wettkampf so beenden zu müssen, vermutlich komplett ohne eigenes Zutun.

Naja, bei mir erfüllte sich meine Hoffnung – in der langen Abfahrt nach Frankfurt nahm ich die Beine hoch und erholte in der Tat einigermaßen. Noch 42km zu laufen kam mir zwar noch immer sehr lang vor, aber es lag nicht mehr außerhalb der Vorstellungskraft. Zuletzt ging es also durch den kurzen Tunnel, bevor es am Mainufer schon nach Wechselzone roch.

Dort kam ich dann an nach einer Radzeit von 5:53.44, was einem Durchschnittstempo von 30,5km/h entsprach. Zum Vergleich: für die erste Runde benötigte ich 2:39.04 (31,4km/h), in der zweiten Runde war ich mit 2:49.29 (29,6km/h) rund zehn Minuten langsamer – mir kam das deutlich mehr vor!

In der Wechselzone T2 war wiederum alles perfekt organisiert: Ein erster Helfer nahm mir mein Rad aus der Hand, ein zweiter wies darauf hin, die Nummer nach vorn zu drehen, damit ein dritter Helfer selbige sehen konnte und kurz danach schon mit meinem Kleiderbeutel in der Hand auf mich zukam. Dieser begleitete mich auch noch ins Wechselzelt, nahm mir Helm, Handschuhe, Brille und Radtrikot ab und gab mir mein Lauftrikot und die Sonnencreme. Wiederum cremte ich mich sorgfältig ein, schließlich lagen ja noch vier Stunden in der Nachmittagssonne vor mir. Die Radhose ließ ich an, ich hatte damit zuletzt beim Training ganz gute Erfahrungen gemacht und ging nicht davon aus, dass sie mich behindern würde. Letzlich zog ich mir natürlich auch noch meine sexy Kompressionsstrümpfe an, die ich ja beim doppelten Hermannslauf schon sehr angenehm fand.

Ende der Radstecke – Timo Bracht im Ziel

Als ich mich dann gerade auf die Laufstrecke begeben wollte, ertönte aus den Lautsprechern die Hymne für den Sieger bei den Männern, der offenbar gerade ins Ziel einlief. Dass es Timo Bracht war, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber das ist schon echt gigantisch: Ich hab noch nicht mal mit dem Marathon angefangen, da kommt der erste bereits ins Ziel. Auch wenn ich das vorher natürlich wusste – sowas ist schon echt Wahnsinn…

Ich konnte mich freuen – mein Tag war also noch nicht zu Ende. 😉

Zum Ironman siehe auch die folgenden Berichte:

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