So, wir sind angekommen! Halbwegs locker sogar – zumindest haben sowas diverse Leute im Ziel behauptet. 😉 Aber in der Tat gab es keinen wirklichen Totpunkt, selbst die diversen Berge, die so zwischen 45km und 60km liegen, waren deutlich einfacher als erwartet. Keine Blasen, keine Gelenk-, Muskel- oder Magenprobleme – alles bestens also! Und nicht zuletzt war unsere Zeit, besonders auf dem Rückweg, nicht wirklich vorhersehbar, und wir waren beide mehr als zufrieden: 2:59.41 für den Weg von der Sparrenburg zum Hermannsdenkmal, 2:51.27 für den Rückweg, der im Volksmund auch „Hermannslauf“ heißt. Alles bestens also! 🙂
Aber der Reihe nach…
Der Start an der Sparrenburg
Um 7:30 Uhr sind wir hoch zur Sparrenburg, um 7:45 Uhr war dann die geplante Startzeit, die wir auch ziemlich genau eingehalten haben. In der Zwischenzeit gaben wir noch dem WDR, der unseren Start filmte, ein Interview, und die Neue Westfälische schoss auch ein paar Fotos.
Dann ging’s also los, auf fast menschenleeren Wegen bei toller Morgenstimmung. Die Temperaturen waren zum Start (und die ganze Strecke bis zum Hermann) super. An den Treppen in Lämershagen hatte sich der WDR zum zweiten Male platziert, außerdem stand meine Mutter dort mit einer ersten Verpflegung. Die zweite folgte dann in Oerlinghausen. Dann ging es den Tönsberg hoch – der erste lange Anstieg und oben an der Schutzhütte haben wir die erste ernstzunehmende Zwischenzeit gemessen: Wir waren exakt in unserem Zeitplan!
„Falsche Richtung!“
Auf dem Tösnsberg begegneten uns dann die ersten vereinzelten Wanderer, und es war schon ganz lustig, deren Gesichter zu sehen. In der Stapelager Schlucht war auch schon die offizielle Verpflegungsstelle aufgebaut, was wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht richtig eingeplant hatten. Die Wanderer wurden nun deutlich zahlreicher und insbesondere auf dem Weg am Truppenübungsplatz entlang wurde es z.T. ganz schön eng. Und die in Gespräche vertieften Wanderer rechneten nicht unbedingt mit Gegenverkehr…
„Falsche Richtung!“ war ein Spruch, den wir bestimmt bald 100mal gehört haben. Mittlerweile hatten wir uns schon einige Standardantworten parat gelegt, wie z.B. „Bus verpasst“, „Wir sind richtig, ihr lauft falsch“, oder „Stimmt, mussten wir auch schon feststellen, aber jetzt lohnt ein Umdrehen auch nicht mehr.“ – Insgesamt war die Stimmung also prächtig.
Auf der Panzerstraße in Augustdorf gab es wiederum eine Verpflegungsstelle, danach ging es den Anstieg zum Ehberg hoch, der im übrigen deutlich steiler war, als man das sonst beim bergablaufen so wahrnimmt. 😉 Erstaunlicherweise gab es oben auch eine Wasserstelle, die ebenfalls nicht eingeplant war, aber zu dem Zeitpunkt genau richtig kam.
Danach folgte noch der Abstieg vom Ehberg, bevor es nach flacher Strecke ab Heidental die letzten 3km steil zum Hermann richtig hoch ging. Noch immer waren wir exakt in unserem Zeitplan, konnten aber insbesondere diese Bergaufkilometer kaum vorher realistisch kalkulieren, da wir beide noch nie dort hoch gelaufen waren. Auf den letzten beiden Kilometern hatten wir sogar noch Begleitung von einem Eintracht’ler, was sehr nett war. Als wir nun die Asphaltstraße erreichten, war auch schon bald das Hermannsdenkmal erreicht, um das man ja noch einen langgezogenen Bogen macht. Bei exakt 2:59.41 blieb die Uhr dann stehen, was natürlich deutlich hübscher klingt, als wenn wir 22 Sekunden oder so langsamer gewesen wären… 😉
Halbzeit am Hermannsdenkmal
Im (Zwischen-)ziel, das die allermeisten anderen ja eher als „Start“ bezeichnen, wartete auch schon wieder der WDR, der unsere Ankunft filmte und wir wiederum ein kleines Interview geben mussten. Auch der TSVE als Veranstalter und die NW wollten noch diverses von uns wissen. So ging dann auch die viertelstundige Halbzweitpause sehr schnell vorbei.
Um 11:00 Uhr ging es dann wieder los und wir wurden auf den zweiten Teil geschickt – der eigentlich Hermannslauf, unser Rückweg also. Erste sparsame Blicke erreichten uns nun von einigen Mitläufern, die uns auf unsere Trikots ansprachen. Ungläubiges Kopfschütteln, „total verrückt“ oder respektvolle Anerkennung waren die Standardkommentare. Sehr interessant war übrigens das Wissen, dass wir nun schon über die Hälfte von unserem Lauf absolviert hatten, während alle anderen gerade erst anfingen und also noch fast die gesamte Strecke vor sich hatten!
Nach sechs Kilometern wartete nun also wieder der Ehberg auf uns, ein Anstieg, vor dem ich schon einigen Respekt hatte, weil ich natürlich keine Ahnung hatte, wie der sich nach der kurzen Halbzeitpause und nun dann schon 37 Kilometern so anfühlte. Aber das war kein Problem – und gut zu wissen war übrigens auch, dass ja oben eine Verpflegungsstelle wartete!
Der erste Ultra
In Augustdorf an der Panzerstraße ging es dann durch das klassische Spalier der Zuschauer, was wie in jedem Jahr beeindruckend war. Danach am Übungsplatz entlang, wo es mal wieder extrem staubig war nach Wochen ohne Regen. Dort fiel uns dann die ausgeschilderte Kilometrierung mit der „elf“ auf, was für uns hieß, dass wir nun die Marathondistanz in den Beinen hatten (Durchgangszeit 3:57) – ab hier begann dann für mich also absolutes Neuland! Oliver klopfte mir gleich auf meine Schulter und gratulierte mir zu meinem ersten Ultralauf, der quasi ab sofort begann. Noch fühlten sich meine Beine aber ziemlich locker an, und ich machte mir noch keine allzu großen Sorgen. Als Scharfrichter warteten ja eh noch Tönsberg, Schopketal, die Treppen und der Berg nach der Osningstraße auf uns. Olivers lange Ultralauf-Erfahrung wirkte zudem auch noch sehr beruhigend… 🙂
Tönsberg, Oerlinghausen
Kilometer 46,1: Tönsberg. Hier hatte ich nun wirklich Respekt! Nicht so wahnsinnig lang, aber doch ziemlich steil werden hier nochmals 80 Höhenmeter erklommen. Doch auch hier hielt sich der berüchtigte Mann mit dem Hammer noch artig zurück, und im Laufschritt ging es (nach dem Hermann) zum höchsten Punkt auf der Strecke. Nach einigen Kilometern bergab entschädigt die großartige Kulisse in Oerlinghausen: Wieder waren sicherlich ein paar Tausend Zuschauer an der Strecke, die ein enges Spalier bildeten. An der Verpflegungsstelle nahmen wir uns (wie schon bei der zuvor in Stapelage) unsere Zeit, um die Speicher wieder aufzufüllen. Unserem anvisierten drei-Stunden-Zeitplan waren wir ohnehin schon einige Minuten voraus.
Das fiese Schopketal wartete dann bei Kilometer 50,8, was mir nach dem Tönsberg im Vorfeld die größte Angst gemacht hatte. Aber noch immer lief es gut – abgesehen davon wartete wie abgesprochen kurz danach das Team vom WDR, und da will man ja ohnehin auch noch halbwegs frisch wirken.
Die Treppen in Lämershagen nach 54km
Nun waren es noch zehn Kilometer und so langsam stellten wir uns darauf ein, dass wir wohl wirklich unter drei Stunden bleiben könnten. Der Wandweg als „kleiner Stich“ war schnell genommen, danach ging es zu den rund 120 Lämershagener Treppenstufen. Erwartungsgemäß war hier bei einer Endzeit von 2.45h bis 3.00h einiges los und nach wenigen Stufen waren wir gezwungen zu gehen. Was für uns beide aber auch nicht sonderlich schlimm war… 😉 Trotzdem ging es hoch noch ganz gut, kurz danach hatte ich aber meinen ersten kleineren Hänger. Im Flachstück vor dem Eisernen Anton bekam ich Seitenstiche, ein wenig Übelkeit kam hinzu und ich warte auf die folgende Verpflegung. Glücklicherweise ließ diese dann ja auch nicht lange auf sich warten, und danach ging es ja schon wieder besser.
Die Strecke ab den Treppen kenne ich ja aus zig Trainingsläufen in- und auswendig. Wir bewegten uns nun konstant auf eine 2.52er-Zeit zu und selbst wenn noch ein echter Einbruch gefolgt wäre, hätten wir wohl die drei Stunden geknackt. Aber es kam nicht mehr viel: Auch die Treppen nach der Osningstraße gingen noch ganz gut, obwohl sich unsere Gesamtkilometer ja nun bereits auf 56,1 summierten – und zwei Kilometer weiter geht es dann ja bis ins Ziel ohnehin nur noch bergab. Viel schneller wäre bei mir allerdings dann auch kaum drin gewesen, Oliver, der erstaunlicherweise an den letzten Anstiegen mehr kämpfen musste als ich, musste ich bergab dann immer ein wenig bremsen. Die Habichtshöhe war nach 59,5km passiert, und ab dort ist es ja nun wirklich nicht mehr weit zur Promenade, der langgezogenen Zielgeraden.
Im Ziel an der Sparrenburg
Der Einlauf zur Sparrenburg war in diesem Jahr vielleicht sogar noch etwas toller als in all den anderen Jahren, weil nun endlich klar war, dass wir die 62 Kilometer gut gemeistert hatten und letztlich sogar eine ziemlich passable Zeit dabei heraussprang: 2:51.27 für den eigentlichen Hermannslauf! Obwohl wir uns natürlich vorher eine „zwei“ am Anfang gewünscht hatten, waren wir sehr glücklich, das auch wirklich in dieser Verfassung erreicht zu haben. Vermutlich wären wir auch mit einer 3:15 gut zufrieden gewesen, schließlich ließ sich das alles im Vorfeld nicht wirklich planen. Auf so einer Strecke ist ja doch so einiges möglich. Zwei mal 31,1km, zwei mal unter drei Stunden.
Unerwartetes Medieninteresse
Im Ziel begann dann unerwart die zweite Disziplin: Unser Medienmarathon! Der WDR hatte den Zieleinlauf gefilmt (das war vorher bekannt), ein Kurzinterview war auch nicht überraschend. Ebenso meldete sich der Kollege von der NW wie vermutet mit einigen Fragen, dann kamen aber auch noch das Westfalen-Blatt, das Haller Kreisblatt, die NW-Online mit einem Videointerview für das Internet und schließlich als letztes noch Radio Bielefeld. Plus natürlich diverse Fotografen, die uns aus allen möglichen Perspektiven ablichteten. Dieses Prozedere hat gute 15-20 Minuten gedauert und fand unmittelbar hinter der Ziellinie statt – sprich: Wir hatten noch nichts getrunken und gegessen, was so langsam nötig wurde.
Schließlich trafen wir auch noch diverse Freunde und Bekannte, die Stimmung war natürlich großartig. Wir waren mit unseren beiden Läufen super zufrieden, das Wetter war grenzwertig warm, aber letztlich o.k. (deutlich besser als zu kalt!), die Stimmung war allerbestens, die Beine fühlten sich sowohl während des Laufs als auch danach gut an und überhaupt: Alles super, ein perfekter Tag! 🙂
Ein paar „technische“ Daten:
- Hinweg 2:59.41h, Rückweg 2:51.27h, gesamt 5:51.08h
- Streckenlänge hin/rück/gesamt (km): 31,1 – 31,1 – 62,2
- Geschwindigkeit hin/rück/gesamt (min/km): 5:46 – 5:31 – 5:39
- Höhenmeter hin/rück/gesamt (m): 733 – 525 – 1.258
- Durchschnittpuls hin/rück/gesamt (bpm): 151 – 153 -152
- Maximalpuls hin/rück/gesamt (bpm): 166 – 171 -171
- Energieverbrauch ca. hin/rück/gesamt (kcal): 2.254 – 2.210 – 4.464
DANKE!!!
An dieser Stelle sage ich auch gern Danke für all die guten Wünsche im Vorfeld, am Denkmal und auf der Strecke, im Ziel sowieso – das alles hat wirklich gut getan! An erster Stelle gilt der ganz große Dank aber natürlich Oliver für die Idee des Doppelhermanns und den gemeinsamen Lauf – allein wäre ich sicher nicht auf diese verrückt-sympathische Idee gekommen und schon gar nicht wäre ich allein gestartet. Ich fand, wir haben super harmoniert und es war ein echt großes Erlebnis für mich!
Vielen Dank auch für die diversen E-Mails, Telefonate und SMS aus dem Freundes- und Bekanntenkreis. Und natürlich an die, die extra für uns zur Sparrenburg kamen. 🙂
Außerdem: Dem WDR für den Taschen-Transport und die Zwischenverpflegung am Hermann, der Firma Screen Design für den T-Shirt-Druck, Carsten Stolle für das Meditape und die große Begeisterung und dem Active Sportshop für… (ihr wisst schon wofür!), Henner und dem Ratscafé für die schöne Idee mit der Pastaparty, meiner Mutter für Verpflegung und Fotos in Lämershagen und Oerlinghausen und Ralf für das überraschende Erscheinen auch schon früh morgens an den Treppen. Und schon jetzt auch Danke an die Medien – deren Berichte gibt es zwar erst morgen, aber ich nehme mal an, dass sie uns nicht zerreißen werden. 😉
Was/wen habe ich vergessen? Vermutlich so einige – euch natürlich auch ein dickes Dankeschön!
– Fotos und Medienberichte sind verlinkt – einfach draufklicken.
Respekt, absoluter Respekt!
Und das bei den (zumindest auf dem für euch Rückweg) doch teilweise echt hitzigen Temperaturen. Und dazwischen noch mal eben der Hermannsanstieg — da bin ich ja schon immer heilfroh, wenn man sich runter nicht die Beine bricht. Eine Superleistung und damit sicherlich auch eine gute Vorlage für den I-Man.
Genießt das Presseecho — die sind sicherlich auch mal heilfroh, nicht denselben Bericht wie im letzten Jahr senden zu müssen (Warmes Wetter, super Stimmung, 7000 Läufer, Sansar gewinnt). Da bekommt ihr sicherlich jede Menge prime coverage.
Gruß, Jan Hendrik (der nicht mal die einfache Strecke in eurer Zeit schafft)
Super! 🙂
Tolle Sache das! Ich hab heute Abend den Beitrag im WDR gesehen und mir fiel auf, dass ihr mir gestern morgen entgegen kamt, was ich allerdings nicht sonderlich ernst nahm. Wegen einer Verletzung konnte ich selbst leider nur mit Walking-Stöcken auf die Strecke. Mir hätten aber auch bei besserer Gesundheit 31km gereicht!
Hut ab und Mega-Respekt!!!
Ja, da haben wir es geschafft! So eine lange Strecke, und irgendwie ging es doch zu schnell vorbei…
mir hat es einen Riesenspaß gemacht, es war sehr schön, dass Du dabei warst. Allein wäre es doch nur halb so gut gewesen.
Dagegen ist der Ironman doch jetzt nur noch ein Klacks, oder?
Oder…machst Du den jetzt auch doppelt? 🙂
Wunderbares Ergebnis Herr Speck!!! Ich bin schwer begeistert und drück die Daumen, dass Du in 67 Tagen keine Tonsiotren lutschen musst und ebenso gut durchs Wasser kommst! Übrigens, dass Du stressresistent bist, wusste ich ja schon lange, aber was neu für mich war, sind deine herrlichen schwarzen Stützstrümpfe =)
auf noch viele gemeinsame Wegstrecken (auch ohne Männerschweiß)
dat M.
Hallo Lajos,
erstmal unseren herzlichsten Glückwunsch zu diesem Super-Lauf. Wir haben dich auch alle im Fernsehen bewundert, die Kinder waren ganz aus dem Häuschen und freuen sich schon darauf, in Frankfurt mit dir ins Ziel einzulaufen.
Bei deiner Fitness stände doch einem Start hier in Roth eigentlich nichts mehr im Weg, oder? Das haben nicht mal die ganz Großen geschafft.
Viel Spaß noch beim weiteren Training und liebe Grüße
Irja, Christof, Jarle, Marten und Lineke